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                                                                 Freiburg, im Juli 1998
SCHEUNE e.V.
 
SCHEUNE - BRIEF   19

Bild: Rayen Kvyeh beim Tag der Erde in Freiburg
 

 
Liebe Freunde von SCHEUNE e.V.:

Am Tag der Erde haben wir Rayen Kvyeh kennengelernt. Rayen ist Mapuche-Indianerin aus dem südlichen Chile. Seit Jahren ist sie sehr engagiert in der Organisation der Mapuche tätig.
Mit 1,2 Millionen Menschen sind die Mapuche das größte indigene Volk Chiles. Und dennoch müssen sie seit Jahrhunderten für ihre Anerkennung als eigenständige ethnische Kultur kämpfen. Sie wurden verfolgt, ermordet und von ihrem Land vertrieben. Früher lebten die Mapuche auf einem 31 Millionen Hektar großen Gebiet südlich des Flusses Bío Bío, heute nur noch auf 230.000 Hektar.
Auch in Chile bedeutet Indianersein nach wie vor Unterdrückung. So müssen die Mapuche offiziell spanische Namen annehmen, es gibt kaum Schulbildung (vor allem keine zweisprachige Erziehung), keine medizinische Versorgung und kaum Landechte.

Zur Stärkung ihrer Identität und zur Verbesserung der Lebensbedingungen wurde vor einigen Jahren das Mapuche-Kulturzentrum in Temuco gegründet, in dem die verschiedensten Aktivitäten stattfanden. Am wichtigsten war und ist die Herausgabe der 4 x jährlich erscheinenden Zeitschrift „MAPUÑUKE“, in der Beiträge zu Kunst, Wissenschaft und Denken der Mapuche veröffentlicht werden. Leider mußte vor einiger Zeit das Kulturzentrum geschlossen werden; die Mietkosten konnten nicht mehr aufgebracht werden. Seit Anfang dieses Jahres konnte auch die Zeitschrift nicht mehr herausgegeben werden, da sie bisher durch die Erlöse aus den verschiedenen Aktivitäten im Kulturzentrum finanziert wurde.

Zu diesen Schwierigkeiten kommt jetzt hinzu, daß der chilenische Staat (ungeachtet aller Besitzrechte der Mapuche) ein Großstaudammprojekt mit 6 Kraftwerken zu realisieren beginnt. Das bedeutet Umsiedlung von 30.000 Mapuche, Zerstörung ihrer Lebensgrundlangen und katastrophale Umweltschäden. Viele Pflanzenarten sind in dem Gebiet, das überflutet werden soll, einzigartig. Die angestauten Wassermassen werden den Fluß in ein vorwiegend stehendes Gewässer verwandeln. Da der Bío Bío in den Golf von Arauco mündet, der als Fischereigebiet für die dort lebenden Mapuche und auch für Chile von enormer Bedeutung ist, ist auch dort die Lebensgrundlage vieler Menschen bedroht.
Besonders für die Mapuche gehört viel Mut dazu, sich gegen die Pläne der chilenischen Regierung zu wehren. Noch immer gibt es politische Verfolgung, Menschen verschwinden und viele sind täglich von Verhaftung bedroht. Besonderes Anliegen der Mapuche ist auch der Kampf für die Abschaffung des Sicherheitsgesetzes aus den Zeiten Pinochets, das die Mapuche mit Terroristen gleichsetzt, ihnen einen zivilrechtlichen Prozeß verweigert und für sie nur Prozesse vor einem Militärtribunal vorsieht. So ist es kein Wunder, daß viele von ihnen in Gefangenschaft sind, und Gefängnis in Chile bedeutet meist auch Folter.

Bei ihrer dreimonatigen Reise durch Belgien, Frankreich, die Schweiz und Deutschland trug Rayen nicht nur in Lesungen ihre eigenen Gedichte vor, ihr großes Anliegen war auch, über die Bedrohung ihres Volkes zu informieren.  

Wir sind dankbar für die Begegnung mit Rayen, weil wir mit ihr eine sehr engagierte Frau kennengelernt haben, die sich seit Jahren mit viel Kraft und Liebe für ihr Volk einsetzt. So haben wir uns spontan entschieden, von Euren Spendengeldern auch die Mapuche in Chile zu unterstützen. Um wenigstens die nächste Ausgabe der Zeitschrift „MAPUÑUKE“ zu sichern, haben wir Rayen DM 2.000,-- mitgegeben.
Langfristig ist geplant, bei Temuco Land zu erwerben, um dort ein neues Kulturzentrum aufzubauen. Hierfür wird bei ‘Brot für die Welt’ ein großer Finanzierungsantrag gestellt.

Aufgrund vieler Nachfragen von verschiedenen Solidaritätsgruppen, bei denen Rayen jetzt zu Gast war, wird sie 1999 erneut nach Europa kommen. Wir von SCHEUNE e.V. werden diese Reise großenteils mitorganisieren und bei verschiedenen Organisationen dafür Finanzierung beantragen.
Rayen wird voraussichtlich vom 08.03. - 17.03.1999 in Berlin
 vom 18.03. - 07.04.1999 in Kiel
 vom 08.04. - 16.04.1999 in Gießen, Bonn etc.
 vom 17.04. - 28.04.1999 in Belgien
 vom 29.04. - 14.05.1999 in Frankreich
 vom 15.05. - 02.06.1999 in Süddeutschland u.
 vom 03.06. - 11.06.1999 in der Schweiz sein.

Falls Ihr auch ein Treffen mit Rayen (in den entsprechenden Regionen) organisieren möchtet, wenden Euch bitte an uns.

In den nächsten Wochen werden wir eine Solidaritätspostkarte mit einem Gedicht von Rayen drucken lassen. Diese Karte könnt Ihr bei uns bestellen. Solltet Ihr direkt für weitere Ausgaben der Zeitschrift „MAPUÑUKE“ spenden wollen, so tut dies bitte unter dem Stichwort „Mapuche“.  

Weitere Nachrichten von SCHEUNE e.V.: 

ECUADOR:

Das Dorf San Isidro de Cajas, Ayora, bekam DM 1.000,-- für einen Gas-Brotbackofen.
Die Indianerorganisation FOICH aus Riobamba bekam DM 500,-- für Kurse.
Die Schule in San Pedro Echaleche bekam DM 500,-- für Schulmaterialien.
DM 300,-- bekam das Pfarrgemeindeteam von Ayora als Zuschuß zu Kurskosten.

Die Kinder der 2c in Staufen hatten viel Erfolg bei ihrem jährlichen Pflanzenmarkt. 700,-- DM bekam ihre Patenschule in Illapamba aus dem Erlös. Natürlich haben wir wieder viele Kinderbriefe übersetzt und einen lieben Brief von Frau Dziuk an ihren Kollegen, die Kinder und an deren Eltern. Die Kinder in Illapamba sollen ein schönes Fest mit viel Kuchen, Limo, Essen und Spielen feiern, und dafür gabs noch extra ein bißchen Geld aus Staufen. Sogar der Bürgermeister von Staufen und der Direktor der Grundschule schrieben an ihre Kollegen in Illapamba...

   Seit längerem sind eine Informationsseite sowie die Scheune-Briefe auch im Internet abrufbar. Mittlerweile erreichen uns daher fast wöchentlich  Anfragen, bei denen es oft um die Möglichkeiten von Praktika in Ecuador oder auch um Auslandseinsätze allgemein geht, oft aber auch um verschiedenartigste Informationen über Ecuador und Bolivien und über unsere Arbeit. Für uns ist es selbstverständlich, daß wir all diese Anfragen ausführlich und individuell beantworten, uns selbst um weitere Informationen bemühen und die Menschen evtl. auch an andere Organisationen verweisen, wenn SCHEUNE e.V. einmal nicht der richtige Ansprechpartner für ihr Anliegen zu sein scheint. Es kam auch schon vor, daß größere Organisationen die ein oder andere Anfrage an uns weitergeleitet haben, weil sie den betreffenden Menschen in ihren Anliegen nicht weiterhelfen konnten.
Unsere Arbeit für SCHEUNE e.V. ist in nunmehr 6 Jahren nicht nur immer vielfältiger geworden, sie nimmt auch immer mehr Zeit in Anspruch. Nach wie vor leisten wir diese Arbeit mit sehr viel Freude, Liebe und Kraft und vor allem ehrenamtlich!
Mit Jens und Claudia, Cordula und Corina, die aus beruflichen Gründen von Freiburg weggezogen sind, müssen wir leider auf die Mitarbeit von sehr aktiven SCHEUNE-Mitgliedern verzichten.
Wir würden uns freuen, wenn wir wieder aktive Verstärkung für unsere Arbeit bekommen würden! Wir treffen uns regelmäßig jeden 2. Dienstag im Monat. Bitte erfragt Ort und Uhrzeit bei Ursula oder Monika.
Seit Anfang dieses Jahres bekommen wir tatkräftige Hilfe von Hardy Sauer aus Ludwigsburg. Zusammen mit seinen körperbehinderten Schülern vervielfältigt Hardy für uns in der kaufmännischen Ausbildungsstätte KARLINO nicht nur die SCHEUNE-Briefe, sondern verschickt sie auch. Für uns fallen lediglich noch Portokosten an, aber die vielen Stunden, die wir bisher mit dem Eintüten und Adressieren der Briefe beschäftigt waren, entfallen. Hardy kam sogar extra aus Ludwigsburg zu einem SCHEUNE-Treffen nach Freiburg, damit wir uns persönlich kennenlernen konnten.
Ganz wunderbar unterstützt uns auch die Druckerei Gaggstatter in Freiburg. Irene Gaggstatter schenkte uns eine Neuauflage unserer Maishefte (die ihr wieder bei uns bestellen dürft), wunderschöne Dankeskärtchen mit einem Sonnenblumengedicht und etliche Vervielfältigungen...  wir dürfen auch immer um Hilfe bitten, wenn wir Papier, Kopien und etliches andere brauchen.
So möchten wir diesen Scheune-Brief nutzen, um uns nochmals bei Irene, Hardy und Hardys Schülern ganz ganz herzlich zu bedanken!
Ganz besonders bedanken möchten wir uns auch bei der Internet-Galerie Equinoxe aus Freiburg für die Bereitstellung unserer Internet-Seiten.

 

.... Euch allen wünschen wir erholsame, sonnige Sommerferien ....  

Möglichkeiten der Mitarbeit, Mitgliedschaft, etc ...
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Weitere SCHEUNE-Briefe 

Informtionen über die Mapuche in Chile



Bankverbindung:
SCHEUNE e.V., Sparkasse Freiburg, BLZ 680 50 101, Kto.Nr.: 204 90 83