Freiburg, im Dezember 2000

SCHEUNE e.V.

 

SCHEUNE - BRIEF 26

 

Wandmalerei in Ayora, Cayambe "Ayora für den Frieden"

 

 

Liebe Freunde von SCHEUNE e.V.:                 

 

Wayna Khocha ist ein kleines Dorf im Valle Alto von Cochabamba, Bolivien, in dem etwa 60 Familien leben. Nach Cochabamba braucht man mit öffentlichen Verkehrsmitteln etwa drei Stunden und eine Stunde Fußmarsch.

 

Seit über zehn Jahren besuchen Dr. Esther Balboa und ihr Mann José Antonio  diese Gemeinde sowie weitere Dörfer in der Region als „Motivatoren und Berater“. Esther stammt ursprünglich selbst aus der Gegend und hatte das Glück, über ein Stipendium studieren zu können. Heute arbeitet sie, ebenso wie ihr Mann, als Soziologin an der Universität von Cochabamba. Die beiden helfen den Dorfbe-wohnern dabei, sich für ihre eigenen Belange einzusetzen,  sind Vermittler im Umgang mit den städtischen Behörden und geduldige Begleiter bei den unzähligen und langwierigen Behördengängen. So konnte erreicht werden, daß es mittlerweile im Dorf Trinkwasserversorgung, Stromanschluß und ein Gemeindegebäude gibt.

 

Die wirtschaftliche Situation in Bolivien hat sich in den letzten Jahren für die kleinbäuerlichen  Familien dramatisch verschlechtert. Viele Familienväter aus ländlichen Gemeinden gehen in die Großstädte oder sogar ins Ausland, wo sie Geld zu verdienen hoffen. Zurück bleiben die Mütter mit ihren Kindern. Um für die täglichen Ausgaben ein kleines bißchen Bargeld zur Verfügung zu haben, müssen sie einen Teil ihrer bäuerlichen Produkte auf den Märkten in der Umgebung verkaufen. Dazu packen sie sich die Waren in ein großes Tuch, das auf den Rücken gebunden wird. Falls sie ein Stillkind haben, nehmen sie dieses in einem zweiten Tuch vor dem Bauch tragend mit. Die weiteren Kinder müssen, falls sie nicht in die Schule gehen, zu Hause bleiben. Damit ihnen nichts passiert und sie keinen Unsinn anstellen können, ist es in Bolivien Brauch, sie in der Kochhütte einzusperren. Natürlich passieren den Kindern hin und wieder Unfälle wenn sie alleine in den Hütten sind, vor kurzem sind sogar einige Kinder durch ein beim Essenkochen verursachtes Feuer verbrannt.

 

Das Projekt WAWA-WASI (auf Quechua: Kinderhaus) möchte sich gerade diesen Kindern annehmen. In einer Art Kindergarten und Vorschule sollen sie während der Abwesenheit der Mütter gut versorgt und außerdem auf den künftigen Schulbesuch vorbereitet werden. Noch heute gehen nur etwa 50% der schulpflichtigen Kinder in ländlichen Regionen Boliviens zur Schule. Oft müssen sie zu Hause in der Landwirtschaft helfen oder haben Scheu vor der (nur) spanisch sprechenden Lehrerin und vor den Anforderungen. Da die Eltern selbst meist keine Schulbildung haben, setzen sie sich auch kaum für eine Ausbildung ihrer Kinder ein. Diesen Teufelskreis will das WAWA-WASI Projekt unterbrechen. Die wichtigste Maßnahme dafür ist, daß die Erzieherin aus Wayna Khocha stammt und den Kindern bekannt ist. Auch in Gesprächen und durch Kurse für die Eltern soll die Hemmschwelle vor einer formalen Bildung für die Kinder überwunden werden.

Die Idee für das Kinderhaus hatten in Wayna Khocha die Mütter der Kinder selbst und so hat das gesamte Dorf beschlossen, in einem Raum des Gemeindehauses das Kinderhaus einzurichten.

Der bolivianische Staat gewährt Kindergärten über das „Nationale Programm für Kinder bis sechs Jahre“ eine Beihilfe in Form von Lebensmitteln für die Kinder und dem halben Lohn einer Erzieherin (DM 90,- pro Monat). Dies allerdings nur, wenn das Kinderhaus während der ersten drei Jahre aus dem Ausland eine Anschub-

finanzierung erhält (für einen halben Erzieherinnenlohn, Fortbildungskurse und pädagogisches Material).

 

Mittlerweile planen auch mehrere andere Dorfgemeinschaften im Valle Alto von Cochabamba ein WAWA-WASI.

 

                                                                       Noemi Stadler-Kaulich

 

Scheune e.V. wird den WAWA-WASI drei Jahre lang mit US $ 500,- jährlich unterstützen. Für weitere Informationen könnt Ihr Euch gerne an Noemi

(Tel: 0761 / 404338 oder E-mail: 0761404338@t-online.de) wenden.

 

ECUADOR:

 

Liebe Scheune-Freunde:

 

Ich bin nun schon seit ca. einem Jahr in Ecuador und mache meinen Zivildienst. ich habe mich damals für den Zivildienst im Ausland entschieden, weil ich es als eine Chance sah, für eineinhalb Jahre richtig in ein anderes Leben und eine andere Kultur einzutauchen.

 

Meine Arbeit besteht aus zwei Teilen: morgens (von 8.00 - 13.00 Uhr) arbeite ich in

der Schule für Behinderte "Cap. Geovanny Calles" in Cayambe, ca. 2 Busstunden nördlich der Hauptstadt Quito. Die Schule ist für 45 Schüler aus der Umgebung, was für manche einen Schulweg von 2 Stunden bedeutet. Ich helfe dort beim normalen Unterricht, z.B. Mathematik, Sprache und Kommunikation sowie im Werkunterricht beim Schreinern oder Schneidern. Nachmittags (von 14.00 -16.00 Uhr) arbeite ich im Kindergarten in Ayora, in dem etwa 50 Kinder betreut werden (15min. von Cayambe entfernt). Meine Arbeit dort besteht darin, Material (Spiele, Spielzeug...) für die Kinder anzufertigen. Ich übernehme aber auch Hausmeister-tätigkeiten wie Gartenarbeit oder Wände streichen. Durch meine Arbeit im Kinder-garten bekam ich auch die Gelegenheit, am Leben des Dorfes teilzunehmen. So machte ich z.B. bei den Fiestas de San Pedro in Cayambe - ein Fest, das in ganz Ecuador bekannt ist - mit. Das war ein sehr schönes Erlebnis. Als "Gringo" (Ausländer) kann man sonst solche Feste nur "von außen" betrachten.

 

Für mich war dieses Jahr ein - vielleicht sogar für mein ganzes Leben - sehr

wichtiges Erlebnis, da ich viel neues kennengelernt, und viele schöne

Erfahrungen gemacht habe. Ich bin vielen freundlichen Menschen begegnet und

muß sagen, daß ich sehr viel gelernt habe.

 

Viele Grüße aus Ecuador, Dominik                       

 

Weitere Nachrichten von Scheune e.V.:                          

 

Mittlerweile haben Dominik, Niko und Alanos, die in Ecuador den "Anderen Dienst im Ausland" geleistet haben, ihre Arbeit beendet. An dieser Stelle möchten wir ihnen ganz herzlich für die tolle Arbeit danken.

Leider haben wir für sie noch keine Nachfolger gefunden. Zur Zeit stehen fünf Zivildienst- bzw. Praktikantenstellen in Ecuador zur Besetzung offen. Interessierte am "Anderen Dienst im Ausland" können sich gerne an Ursula Trusch, Neumattenstr. 42, 79102 Freiburg wenden; für Fragen zu Praktika stehen Katja und Monika zur Verfügung. Es versteht sich von selbst, daß gute Spanischkenntnisse Voraussetzung für eine Arbeit in Ecuador sind.

Auch die neue 1. Klasse von Brunhild Dziuk (Grundschule Staufen) hat einen Advents-Tannenmarkt zugunsten von Schulen in Ecuador veranstaltet. 800 DM konnten die Kinder uns aus ihrem Erlös spenden. Ganz herzlichen Dank!

Folgenden Gruppen konnten wir seit dem letzten Scheune-Brief unter die Arme greifen: Der Indianerorganisation FOICH; der Schule in Shumid (Achupallas);

den Frauengruppen in Ayora - für 1000 Dollar wurden 2000 Hühner gekauft;

den Schulen Guasalata, Chitachaca, 11 weiteren Schulen im Kanton Guamote, Schulen in der Provinz Chimborazo sowie 15 Schulen in der Provinz Tungurahua; die Kindergärten in Ayora und Cayambe bekamen jeweils 200 Dollar...

Zusätzlich wurden Kurse für Frauengruppen, für die Leiter der Bauernorganisation UNOPAC und für 5 Gemeinden über Trinkwasseraufbereitung finanziert sowie Zuschüsse für Transportkosten zu Versammlungen gezahlt.

Herzlichen Dank allen Spendern, die durch ihre großzügige finanzielle Unterstützung unsere Arbeit in Ecuador und Bolivien möglich machen.

Menschen, die zum ersten Mal spenden bitten wir, auf den Überweisungsbelegen ihre Adresse anzugeben. So können wir sie in unsere Adressdatenbank aufnehmen und regelmäßig den Scheune-Brief zusenden.

 

                                                                  

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Weitere SCHEUNE-Briefe

 

   Euch allen wünschen wir ein Frohes Weihnachtsfest und einen guten Start ins neue Jahr

 Feliz Navidad y un Próspero Año Nuevo